Beim SV Preußen Eiberg steht seit dem letzten Sommer mit Thomas Cichon ein ehemaliger Profi an der Seitenlinie. Die Chancen stehen gut, dass der Verein den direkten Wiederaufstieg in die Kreisliga A schafft. Der 131-fache Bundesliga-Spieler blickt dem Saisonziel gleichermaßen selbstbewusst und entspannt entgegen.

Von Domink Hamers

In seiner aktiven Laufbahn ist Thomas Cichon viel herumgekommen. Köln, Oberhausen, Athen, Osnabrück und Johannesburg sind Stationen des ehemaligen Profi-Fußballers. Wenn er heute zu „seinem“ Platz möchte, muss er nur die Haustür öffnen. Dann steht er schon fast an der Seitenlinie des B-Kreisligisten SV Preußen Eiberg, wo er seit letztem Sommer Trainer ist. Oder um es korrekt auszudrücken: Wo er sich den Trainerposten mit seinem Kollegen Ralf Miggenheim teilt.

„Wer will, kann mich gerne auf den Wettskandal ansprechen“ 

Dass er sportlich kürzer treten muss, hat nicht unbedingt damit zu tun, dass sein fußballerisches Talent aufgebraucht ist. Cichon hat sich für eine berufliche Laufbahn im Einzelhandel entschieden, leitet eine große Filiale in dieser Branche. Immerhin: Zu zwei Einsätzen in der ersten Mannschaft hat es in der laufenden Saison schon gereicht. Immer dann, wenn der ambitionierte SV Preußen unterbesetzt ist, schnürt der 131-fache Erstliga-Spieler die Fußballschuhe. Für den Verein, bei dem er schon in der Jugend kickte, bevor es über den ETB Schwarz-Weiß Essen in die Domstadt und damit zur ersten Profi-Station beim 1. FC Köln ging.

Vom Kapitänsamt bei den Kölnern bis zu seinem Karriereende im Januar 2011 hat sich eine Menge getan. Auf dem Platz und – so sagen es böse Stimmen und auch das Bochumer Landgericht sowie das DFB-Sportgericht – in Hinterzimmern bei dubiosen Geschäften. „Wer will, kann mich gern darauf ansprechen“, gibt sich der Preußen-Trainer mit Blick auf die angebliche Beteiligung in einem Wettskandal betont cool. Für ihn sind Thema und Prozess durch und er empfiehlt, Volksglauben und Richterspruch nicht naiv hinzunehmen. „Wer das Urteil und die Einlassung liest, weiß, warum ich damit so locker umgehen kann.“

Was bringt es ihm auch, sich mit alten Kamellen zu beschäftigen? Längst hat der Kampf um die Meisterschaft in der Kreisliga B den Trubel um vermeintlich verschobene Spiele abgelöst. Der ehemalige Abwehrspieler hat gemeinsam mit seinem gleichberechtigten Trainerkollegen nach dem Abstieg im vergangenen Jahr ordentlich aufgeräumt bei den Preußen, bei denen er zuvor bereits die E-Junioren trainiert hatte. Wegen seiner Vereinskenntnis und der Erfahrungen als Profi flatterte ihm schnell die Anfrage, ob er nicht die erste Mannschaft des Klubs übernehmen könne, ins Haus. Weil auch Sportsfreund Miggenheim, der gleichzeitig Platzwart am Essener Sachsenring ist, die Zusage gab, wurden sich der SV und Cichon schnell einig. „Seitdem haben wir eine positive Entwicklung genommen“, weiß der 39-Jährige, dass der 2. Tabellenplatz in der Liga keine Eintagsfliege ist.

Für den Aufstieg in die Kreisliga A haben er und der Verein indes vorgesorgt. Benjamin Fröhlich (SV Kray 04) und Michael Kalusche (SC Phoenix) sind bereits zum Team gestoßen. „Wenn man einmal schaut, welche Spieler noch gern zu uns kommen möchten, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir hier gute Arbeit machen“, deutet der Ex-Profi an, dass er und der Vorstand bei der Zusammenstellung des Kaders für die Kreisliga A gelegentlich aussortieren mussten. Schlagkräftig soll sie sein, die Mannschaft. Und nach Möglichkeit nicht gegen den Abstieg spielen.

Duell mit dem TC Freisenbruch elektrisiert die Zuschauer

Fürwahr: Das Ding an der Tabellenspitze ist längst nicht durch. „Es müsste aber schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir den Aufstieg jetzt noch abgeben“, sagt Cichon, ist aber spätestens seit dem enttäuschenden 3:3 im Derby beim SV Isinger gewarnt: „Wenn wir uns so dämlich anstellen wie in dem Spiel, dann kann auch das noch einmal wackeln.“

Nimmt alles seinen normalen und gewohnten Gang, spielt das Team des Ex-Profis in der kommenden Saison wieder in der A-Liga. Bis dahin hält der Spielplan noch ein Schmankerl bereit. Am Pfingstmontag, 16. Mai (11 Uhr), kommt der TC Freisenbruch zum Sachsenring. Ein Verein, der es ohne „Promi“, dafür aber mit verrückten PR-Aktionen zu Ruhm gebracht hat. Cichon erwartet eine Rekordkulisse für die Kreisliga B. Das Hinspiel war mit 300 Zuschauern bereits eine der besser besuchten Partien der Saison. •