Erschienen in Auf Asche #19 - September 2016

Erschienen in Auf Asche #19 – September 2016

Erstmals in seiner Vereinsgeschichte muss der SV Borbeck in die niedrigste Spielklasse absteigen. Hoffnung machen der geplante Umbau der Sportanlage und ein motivierter Seniorentrainer.

Von Martin Herms

Ihren Humor haben die Verantwortlichen des SV Borbeck offenbar noch nicht verloren. Wer in diesen Tagen die Sportanlage der Grün-Weißen an der Prinzenstraße betritt, kommt ein Schmunzeln nicht herum. Die Gastmannschaften dürfen nämlich im von den Borbeckern ernannten „Prinzenpark“ auflaufen. Eine Anlehnung an jenes Stadion, das bekanntlich den französischen Meister Paris Saint-Germain beheimatet.

Vom Glanz und großen Erfolgen ist die deutsche Kopie jedoch weiter entfernt als je zuvor. Der SV Borbeck ist in der vergangenen Saison in die Kreisliga C abgestiegen. Seit der Vereinsgründung im Jahr 1893 stand es noch nie so schlecht um den Verein aus Borbeck-Mitte. Der Stadtteil hat in seiner langen Geschichte durchaus schon beachtliche Erfolge erzielt. Vier Jahre lang spielte der Klub in der höchsten Amateurliga am Niederrhein. Spielertrainer in der Saison 1955/56 war kein Geringerer als Rot-Weiss Essens Vereinslegende August Gottschalk. Große Erfolge, die angesichts der aktuellen Situation ein schwacher Trost für die Vereinsmitglieder sind.

Trotz des tiefen Falls gibt es wieder Grund zum Optimismus. Diesen versprüht Kevin Betting, seit der letzten Winterpause Trainer der ersten Mannschaft. Den Abstieg konnte aber auch der ehemalige Jugendtrainer von Rot-Weiß Oberhausen nicht verhindern. „Der Abstand war im Winter zu groß und die Qualität sowie die Erfahrung des jungen Teams reichten nicht mehr für eine Aufholjagd aus“, sagt Betting, der sein Team jedoch zusammenhalten und gezielt aus dem eigenen Nachwuchs verstärken konnte. Denn genau das bleibt die große Stärke der Grün-Weißen. Sämtliche Jugendabteilungen sind in der neuen Saison wieder mit Mannschaften besetzt. „Darauf legt der Verein traditionell großen Wert. Während andere Klubs Geld im Seniorenbereich in die Hand nehmen, bleibt es beim SV Borbeck in der Jugend“,

Geld fließt beim SV Borbeck vor allem in die Jugend

Des einen Freud, des anderen Leid. Mit finanziellen Mitteln kann Betting keine Spieler in den „Prinzenpark“ locken. Wohl aber bald mit einer modernisierten Platzanlage. Die Stadt Essen hat längst entschlossen, dass auf der Anlage des SV Borbeck ein großer sowie ein kleiner Kunstrasenplatz entstehen sollen. Lokalrivale TuS 84/10 Bergeborbeck, der seine Prioritäten im Gegensatz zum SVB ganz anders setzt und primär auf die Senioren baut, wird seine Heimat an der Germaniastraße aufgeben und übersiedeln. Offen ist lediglich, wann die Bauarbeiten beginnen. „Die Stadt wird uns einen Monat vorher informieren. Man hat uns in den letzten Gesprächen signalisiert, dass dies in dieser Saison passieren soll“, meint Betting.

Dank des neuen Geläufs erhofft sich der Trainer auch Aufschwung für seine Mannschaft. Die Kreisliga C soll freilich nur eine kurze Zwischenstation bleiben. Auch ohne Geld. „Ich habe in der Sommerpause zwölf Jungs aus unserer Jugend eingebaut. Die Jungs brauchen noch etwas Zeit, aber ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Truppe bald etwas erreichen können“, sieht Betting Licht am Ende des Tunnels.

Eigene Ambitionen spielen für den Borbecker Linienchef kurzfristig nur eine untergeordnete Rolle. Betting hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem gefallenen Traditionsverein wieder auf die Beine zu helfen. „Ich sehe den SV Borbeck als gutes Projekt an. Mit der neuen Anlage und unserer guten Jugendarbeit wollen wir langfristig etwas aufbauen. Wichtig ist zudem, dass es derzeit allen wieder Spaß macht. Das kann auch in der Kreisliga C der Fall sein, auch wenn natürlich alle so schnell wie möglich wieder hoch wollen.“ •